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„Lone Men“ im Kaokoveld

Kunst, Schatzsuche, Sehenswürdigkeit oder von allem etwas?

Stand: Januar 2023

Wie kam ich zu diesen „toten Steinen“? Ehrlicherweise wurde ich von meiner besseren Hälfte auf diese „Steindinger“ aufmerksam gemacht. Als wir im Oktober / November 2020, nach Corona-Wiedereröffnung, endlich wieder durch Namibia fahren durften, hatten wir im gemeinsamen Teil andere Prioritäten als das Kaokoveld. Da ich noch zwei Extra-Wochen alleine hatte, habe ich auf dem Rückweg von den Epupa Falls, kurzfristig entschieden, einen überschaubaren Abstecher durch einen kleinen Teil des Kaokovelds zu machen, um mir diese Steinmenschen einmal anzuschauen.

Wer keine Lust auf viel Einpeitsch-Text zum Thema hat, der kann auf
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LONE MEN

Was soll ich sagen, die von mir ergatterten 5 Lone Men hatten es mir putziger Weise umgehend angetan. Bilder zu Hause gezeigt, dadurch steigerte sich meine Motivation weiter und so schaffte ich es, am Ende des nächsten Trips Anfang 2021 erneut ins Kaokoveld. Ich konnte Holger und Timo dafür gewinnen, mit mir eine einwöchige Tour durch größere Teile des Kaokovelds und des Damaralands zu unternehmen, auf der wir weitere 5 Lone Men erbeuteten. Und so steigerte sich meine Begeisterung immer mehr und endete im bisherigen Höhepunkt, bei dem ich meine Nadine im September 2021 für eine Woche durch das Kaokoveld begleiten durfte und wir sackten weitere 6 Standorte mit Lone Men ein. 

Diese teilweise fast lebensgroßen Skulpturen bestehen aus einer dünnen zusammengeschweißten Rundeisen-Hülle, in die der Künstler die in der jeweiligen Gegend vorkommenden Steine einfüllt. Durch diese Form der Konstruktion fügen sich diese Steinmänner nahezu perfekt in die Umgebung ein. Es gibt Stimmen die behaupten, sie sind eine Verschandelung der Natur.

Aus meiner Sicht sind sie eher ein Gewinn und dies gleich aus mehreren Perspektiven. Die allermeisten Selbstfahrer stolpern bei ihrer ersten Begegnung mit einem Lone Man eher sehr zufällig über ihn. Danach einmal Lunte gerochen, kann eine auch manchmal herausfordernde oder eher langweilige Etappe im Kaokoveld, um die Suche nach weiteren Figuren aufgepeppt werden. Wieder andere fahren inzwischen speziell wegen dieser Steinmänner in das Kaokoveld, um bekannte Figuren wiederzusehen und / oder neue zu finden. 

Aus eigener Erfahrung kann ich die vorherigen Argumente nur unterstreichen und es geht noch mehr. Wenn man eine neue Figur entdeckt, nachdem die Freude über den Fund entsprechend gefeiert wurde, beginnt unmittelbar die Diskussion über diese Entdeckung. Warum wurde dieser Aufstellort gewählt, was will uns dieser Lone Man sagen, kann man diese Konstruktion von jeder Ankunftsseite sehen und vor allem, wie und aus welcher Perspektive können gute Fotos geschossen werden? Und dann bei der Weiterfahrt, nachdem man dem Erlebnis genügend Raum gegeben hat, geht die Diskussion über diesen entdeckten Standort weiter und das hilft deutlich, bei manchmal tristen Umgebungen auf der Tour durch das Kaokoveld.

Ich weiß nicht genau, seit wann es diese Steinfiguren im Kaokoveld gibt, aber es sind Informationen im Internet vorhanden, die zumindest bis in das Jahr 2014 zurückreichen. Es heißt häufig, der Erbauer ist unbekannt, die Meinung teile ich nicht, dennoch outet er sich selbst bisher nicht. An den meisten Figuren befinden sich Hinweisschilder mit einer Nummer und einer Nachricht. Leider nicht an allen, ich vermute diese wurden und werden von Souvenirjägern mitgenommen. Auf jeden Fall ist der Schöpfer weiterhin aktiv, denn ergänzt die Lone Men um fehlende Hinweisschilder oder tauscht diese aus, sprich eine Figur bekommt zum Beispiel eine neue / andere Nummer. Auch baut er neue Figuren auf oder versetzt vorhandene an andere Standorte.

Wie viele dieser Lone Men es derzeit gibt, ist unbekannt. Die mir bekannt aktuell größte Nummer ist die 39, es gibt aber auch Hinweise auf Nummern in den 40ern und es gibt zusätzlich aber auch doppelte. Da manche Hinweise an den Figuren auf eine andere Figur verweisen, erschwert dies natürlich dabei, das Gesamtkonzept hinter diesen Installationen zu verstehen.

Ich denke, der Künstler hatte bei der ersten Umsetzung seiner Idee noch kein komplettes Bild, wo es insgesamt hingehen soll oder kann. Durch den sichtbaren Erfolg mit den Lone Men, ist er wohl mehr und mehr inspiriert, sein Gesamtwerk anzupassen und zu erweitern und daher nimmt er wohl diese verschiedenen Veränderungen und Ergänzungen vor. Nur wie schon erwähnt, doppelte Nummern verwirren mich schon etwas, aber diese waren und sind weiterhin tatsächlich vorhanden.

Diese Lone Men wurden im Süden im Umfeld von Sesfontein, dem Van Zyl’s Pass im Osten, Nahe dem Kunene im Norden und am Rand des Skeleton Coast Park im Westen entdeckt. Ich habe für diese „Brücke in die Wüste“ eine gewisse Passion entwickelt und daher fasse ich hier meine bisherigen Erkenntnisse zusammen. Ich werde keine Fundorte nennen, weil das Finden für die meisten schon noch im Vordergrund steht und stehen sollte.

Die meisten Informationen basieren auf meiner letzten Tour durch das Kaokoveld im September 2021. Zu diesem Zeitpunkt waren es 16 Standorte, mit insgesamt 18 Figuren, die ich auf dieser Tour gesehen habe. Standorte deshalb, weil 15 Steinmänner alleine auftreten, es aber auch eine Installation gibt, bei der gleich 3 Figuren gemeinsam verbaut sind. Daher spreche ich bewusst nicht nur von Lone Man / Men, Stone Man / Men oder Steinmännchen / Steinmännern, sondern von Standorten. Natürlich werde ich keine Informationen zu den Standorten liefern, aber zumindest die Nummer und den Text auf den Plaketten und weitere Hinweise, so verfügbar. Zusätzlich habe ich Hinweise auf Facebook der letzten Monate genutzt und hier entsprechend ergänzt oder angepasst. 

Und natürlich darf zum Abschluss dieser langen Einleitung eine der wichtigsten Fragen nicht ganz unbeantwortet bleiben – Wie viele dieser Lone Men gibt es denn zu finden im Kaokoveld? Meine aktuellen Recherchen, Stand Ende 2022, ergeben eine sehr gesicherte Zahl von 21 Standorten mit insgesamt 23 Lone Men. Weitere Details dazu habe ich in einem Sammler zusammengefasst.

Notiz zum Namibia Pavillon auf der 59. Biennale in Venedig im Jahr 2022

Das weitere Veränderungen mutmaßlich anstehen könnten, leite ich davon ab, dass der oder doch die Künstler unter dem Namen „RENN“, Skulpturen auf der 59. Biennale in Venedig im Jahr 2022 auf dem Namibia Pavillon ausgestellt wurden. Auf den Bildern der Veranstaltung kann man gut erkennen, dass er offensichtlich bereits vorhandene „Lone Man“ nachgebaut und ausgestellt hat, aber ich zähle 8-9 neue Figuren, die ich bisher nicht wahrgenommen habe.

Ob diese neuen Lone Men mit zurück nach Namibia gebracht und dann im Kaokoveld aufgebaut werden, ist aktuell nicht bekannt. Dagegen spricht, dass der Künstler für den Bau dieser neuen Lone Men Materialien von der Insel genommen hat, auf der auch die Ausstellung stattfand. Wenn er somit bei seinem Muster bleibt, Steine aus der Umgebung zu nehmen, so würde dies nicht zu Namibia passen. Wenn er aber das Gerüst mitnimmt und in Namibia mit lokalen Steinen auffüllt, dann wäre es wieder denkbar.

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