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02.10.2025

24. Tag

Vom Skarvbergvika zum Nordkap

Wieder eine ruhige Nacht, wieder zeitig raus: um 7 Uhr wach, kurz vor 8 Uhr schon auf der Straße. Die Sonne lockte und ich wusste, was mich erwartete – nur diesmal mit Licht.

Das Nordkap war das große Tagesziel. Für viele – auch für mich – ist es eher ein Haken: „Da war ich dann auch mal …“. Aber ich war zurück in Norwegen, und hier gilt oft: Der Weg ist das Ziel. Bei solchem Wetter passt das zu 100 %.

Die rund 130 Kilometer von Olderfjord bis zum Nordkap sind eine Panoramafahrt erster Klasse. Kleine Fischerdörfer, malerische Buchten, weite Blicke auf das Meer – und dazu Sonne satt. Da ich früh unterwegs war, blieb die Straße fast leer, und ich konnte entspannt cruisen, immer wieder mal anhalten, schauen, genießen.

Die Strecke hat es übrigens auch technisch in sich: fünf Tunnel, darunter drei sehr lange – der Skarvbergtunnel (3.600 m), der Nordkaptunnel (6.870 m) und der Honningsvågtunnel (4.440 m). Gleich nach dem Nordkaptunnel wartet außerdem noch die hübsche Veidnesbrua (Brücke).

In Honningsvåg gönnte ich mir ein Frühstück, schnappte mir SEB und drehte eine Runde durch den Ort. Auf einer Anhöhe sah ich dann einen einlaufenden Hurtigruten-Cruiseliner – ein Highlight! Ich positionierte mich rechtzeitig, hörte das dreimalige Aufheulen der Sirene und fing zumindest ein Stück davon mit dem Smartphone ein.

Kurze Abstecher führten mich noch nach Kamøyvær und Skarsvåg. Weder Fisch noch Rentiere waren dort zu finden und da sonst nicht viel los war, rollte ich weiter Richtung Tagesziel.

Ab Oktober gilt offiziell keine zeitliche Begrenzung fürs Parken am Nordkap mehr, aber sicher ist sicher – deshalb wollte ich nicht zu früh ankommen. Gegen 13 Uhr war ich da, tauschte ein paar Worte mit dem Kassenwart und bekam grünes Licht: ich durfte über Nacht bleiben. Also zahlte ich, suchte mir einen Platz direkt am Wasser und mit freier Sicht – perfekt.

Natürlich folgten die obligatorischen Fotos vom Nordkap-Globus, diesmal mit herrlich blauem Himmel und Sonne pur. Der Sunset wollte sich dann nicht so recht zeigen, dicke Wolken zogen auf. Aber das tat dem Tag keinen Abbruch: mein zehnter Sonnentag in Folge – wow!

Und dann geschah doch noch, was heute wohl unvermeidbar war: meine allerersten Begegnungen mit Polarlichtern. Ich schreibe bewusst „Erscheinungen“, denn mit dem, was ich sah, hatte das typische Bild von tanzenden, grünen Schleiern am Himmel zunächst wenig zu tun. Fürs Auge wirkte es eher wie graue oder weißliche Vorhänge, fast wie zarte Wolken – und Farben? Keine Spur.

In meiner Logik konnte das also kein Polarlicht sein. Doch dann hielt ich neugierig das Smartphone hoch, schaltete auf Langzeitbelichtung – und zack: plötzlich zeigte sich am Display ein deutliches Grün.

Wow. Da war es also wirklich. Ich experimentierte ein wenig, aber die besten Ergebnisse erzielte ich im Nachtmodus mit 3–6 Sekunden Belichtung – ganz einfach aus der freien Hand, ruhig gehalten. Immerhin der Beweis, dass das Auge manchmal nicht alles sieht, was der Himmel schenkt.

Damit werde ich mich nun intensiver beschäftigen. Vielleicht kommt noch die Gelegenheit, die DSLR einzusetzen – vorausgesetzt, die Stimmung am Himmel spielt mit. Heute jedenfalls durfte ich gleich zwei Polarlicht-Sessions erleben: eine gegen 21 Uhr, die zweite um 23 Uhr.

Ein auf jeden Fall unvergesslicher Moment – vielleicht und hoffentlich nur der Anfang. 🌠

Hier noch etwas zur Wahrnehmung von Polarlichtern:
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Viele Menschen, die zum ersten Mal Polarlichter sehen, beschreiben sie zunächst als graue oder weißliche Schleier, Bögen oder Vorhänge, fast wie Wolken. Der Grund liegt in der Physiologie des Auges:

👁️ Warum das so ist:
In der Dunkelheit arbeiten vor allem die Stäbchenzellen der Netzhaut, die sehr lichtempfindlich sind, aber keine Farben wahrnehmen. Die Zapfen, die für Farbwahrnehmung zuständig sind, brauchen mehr Licht. Wenn das Polarlicht zu schwach ist, werden sie kaum aktiviert. Deshalb sieht man nur ein schimmerndes Grau/Weiß, auch wenn tatsächlich farbiges Licht vorhanden ist.

🌌 Wann Farben sichtbar werden:
Bei helleren Polarlichtern werden auch die Zapfen gereizt, sodass grünliche, rötliche oder violette Farbtöne sichtbar werden. Je nach Intensität und Kontrast zum dunklen Himmel „springt“ die Wahrnehmung manchmal plötzlich von Grau zu Farbe.

👉 Fazit:
Es ist völlig normal, nur graue oder weißliche Polarlichter zu sehen. Nicht jeder sieht sofort Farben – manchmal zeigt erst eine Kameraaufnahme, dass sie eigentlich bunt sind.

Übernachtung: Nordkap Parkplatz
Übernachtungsart: Camping
Tageskilometer: 125
Wetter: Sonne

 

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