03. Tag
Von Söderköping nach Rådmansö
Die Nacht war ruhig – na ja, bis auf ein paar Autos, die mitten in der Dunkelheit vor der Brücke abbremsten, rüberhopsten und dann mit Vollgas wieder verschwanden. Mein persönlicher Wecker war diesmal nicht die Sonne, sondern ein unschöner Gedanke um kurz vor sechs: „Mist, hatte ich mich gestern Abend nicht mit dem linken Vorderreifen ins Schotter-Sand-Gemisch eingegraben?“
Da stand ich also – kein Allrad, keine Differenzialsperre, nur mein Ducato-Mokel, ein Unterlegkeil und die Erinnerung an ein Rad, das fleißig buddelte, während das andere nichts mehr tat. Bevor ich mich tiefer eingrabe, besser die Aktion gestoppt. Alles halb so wild, dachte ich gestern – doch heute früh plötzlich das Kopfkino: „Was, wenn ich hier nicht mehr rauskomme?“
Also raus aus den Federn, den Mokel angeschmissen, und siehe da: Als wäre nix gewesen, rollte er butterweich rückwärts von den Keilen, so entspannt, als würde er über Teer gleiten. Frei! Problem? Ich? Ach was, nöööööööööö … 😄
Abends hatte es noch ein bisschen geregnet – leider zu wenig, um die Insektenarmee von der Windschutzscheibe zu spülen. Am Morgen graues Wolkendach, Hunger noch nicht so richtig da – also: Abfahrt! Nächster Ort, großer Parkplatz, guter Empfang, To-do-Liste erledigen. In Norrköping vor einem Maxi ICA wurde ich fündig: Post abgesetzt, Planung für heute und morgen gemacht, Schlafplätze gecheckt.
Als es anfing zu regnen, dachte ich mir: prima, kostenlose Scheibenwäsche! Also fix die nassen Fenster genutzt und die letzten Überreste der Insektenplage abgekratzt. Danach Frühstück nachgeholt, Mokel gestartet und weiter ging’s – vorbei an Stockholm (sehr gut, denn schon mittags staute sich dort alles), ab in Richtung Ostküste, näher an die Fähre nach Finnland. Vorsichtiger Abenteuer-Modus: an!
Kaum nördlich von Stockholm, hörte der Regen auf. In Norrtälje legte ich einen Stopp ein: tanken – und natürlich etwas Leckeres für den Abend. Für den Moment gab’s eine Zimtschnecke (weil: geht immer), fürs Dinner landete Laxpudding im Kühlschrank. Der freundliche Verkäufer am Fischstand gab mir gleich den Tipp, das Ganze in kleine Stücke zu schneiden und langsam in der Pfanne zu erwärmen. Challenge accepted!
Der Wind frischte ordentlich auf – bis zu 70 km/h. Gut, dass Mokel so standhaft ist. Mein Schlafplatz für die Nacht: ein Parkplatz bei der Kirche in Rådmansö. Relativ windgeschützt, aber die Böen pfiffen noch um die Ecke. Laut Prognose sollte Regen kommen – also keine Radtour mehr. Richtige Entscheidung, denn kaum 20 Minuten später prasselte es los, und das bis Mitternacht.
Nach einer warmen Dusche machte ich mich ans Kochen: Laxpudding in der Pfanne, dazu ein Klecks dänische Remoulade und ein kühles Krombacher. Überraschung: schmeckt genial und passt perfekt zum gemütlichen Ausklang des Tages. Dazu noch ein bisschen Notebook-Recherche – und der nächste Reisetag kann kommen.
Übernachtung: Parkplatz an der Kirche in Rådmansö
Übernachtungsart: Wild Camping
Tageskilometer: 262
Wetter: Regen
