Selbstfahrer-Tour durch Skandinavien
| 27.05.2025 bis 03.07.2025 |
Besuchte Länder: Dänemark, Norwegen und Schweden
Mehr als 5 Wochen mit dem Wohnmobil durch Skandinavien
Kilometer: 6.859 (davon 4.063 in Norwegen und 1.931 in Schweden)
Dieselpreis pro Liter: zwischen 17,55 NOK und 18,99 NOK in Norwegen
und zwischen 15,69 SEK und 16,79 SEK in Schweden
Wechselkurs für 1 €: 11,75 NOK / 11,25 SEK im Durchschnitt
SmartPhone: Samsung Galaxy S23 Ultra
Übernachtungen je Land: 1 in Dänemark, 26 in Norwegen und 10 in Schweden
Übernachtungsart: 8 x Camping und 29 x Wild Camping
Wetter: 4 x Regen, 11 x Wolken und 22 x Sonne
Intro – Fünf Wochen, zwei Länder, viele Geschichten
Diese Tour war ein echtes Sommerabenteuer: etwas über fünf Wochen on the road, mit Start im Süden Norwegens und einem gemütlichen, genussvollen Weg Richtung Norden. Als nördlichster Punkt war Kristiansund gesetzt – nicht ganz Nordkap, aber gefühlt schon weit oben im skandinavischen Fernwehbarometer. Von dort sollte es dann nach Osten gehen, quer durch Schweden, einmal durch Dänemark und dann langsam wieder in Richtung Heimat. Klingt nach einem Plan? War es auch – mit ein paar geplanten Highlights und ein paar wetterbedingten Umwegen.
Zwei klare Ziele hatte ich mir gesetzt:
Nummer eins – der Vogelfelsen auf Runde, inklusive der legendären Papageientaucher. Und ja, das hat geklappt! Ich hatte halbwegs gutes Wetter, die Puffins waren da und ich stand auf der Klippe mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Mission 1: erfüllt.
Nummer zwei – ein Bootsausflug von Kristiansund zur Insel Grip, um dort die Stabkirche zu besuchen. Den Plan habe ich jedoch kurz vorher gekippt. Warum? Neue Infos zu besagter Kirche, die ihre Zugehörigkeit zur mittelalterlichen Riege der Stabkirchen in Frage stellen (mehr dazu später im Kapitel „Stabkirchen – und ein kleiner Realitätsschock“). Also: Ziel gestrichen – aber ohne Drama.
Generell hatte ich mir unterwegs auch einige schöne Strandstopps an der Atlantikküste vorgenommen. Hatte ich Lust drauf, aber leider hatte das Wetter ganz eigene Pläne. Statt Sand zwischen den Zehen gab’s eher Windjacke und heiße Getränke – nordisch rau, eben.
Dafür gab’s andere Highlights:
Noch einmal die eindrucksvolle Atlantikstraße bestaunt (und jedes Mal ist sie aufs Neue spektakulär), neue Wasserfälle entdeckt, ein weiterer Besuch im zauberhaften Røros, und zum krönenden Abschluss: rund 10 Tage Schweden, um das Land etwas intensiver zu erkunden. Und ja – es war absolut die richtige Entscheidung, auch wenn mir zwischendurch fast die Farbe Grün aus den Augen kam (Wald, Wald, Wald!).
Glanzlichter & Gänsehautmomente
Was waren das für Highlights! Schon allein die Stabkirchen – Nore, Torpo, Uvdal – echte Zeitreisen aus Holz, bei denen man sich fragt, wie viele Trolle da wohl schon sonntags in der letzten Reihe gesessen haben. Und dann diese Rastplätze! Kein Witz: In Norwegen macht sogar das Pause machen Eindruck. Ob Tyrvefjøra, Utsikten, Oscarshaug oder Fossetromma – jede Station ein kleines Architekturjuwel mit Panorama-Anschluss.
Natürlich dürfen Wasserfälle nicht fehlen. Vøringsfossen donnert wie ein Rockstar von der Bühne, Brattfallet stürzt sich filmreif in die Tiefe und Rändåfallet plätschert elegant durch die Wildnis – da vergisst man glatt, dass man eigentlich nur kurz anhalten wollte. Und dann diese Orte! Røros mit seinem verwunschenen Altstadtflair, Trollhättan mit Technik-Charme und Wasserdrama, Skudeneshavn so charmant, dass man gleich einziehen will und Stavanger – sowieso immer einen Abstecher wert.
Aber das war noch lange nicht alles: Die Atlantikstraße – ein Achterbahnritt für Autos. Der Göta-Kanal – Wasserschnur für Boote mit 200 Jahren Geschichte. Der Storestraumen-Schleusen-Spot – Technik trifft Natur. Und der Silberne Elch am Rastplatz Bjøråa? Ein glänzender Riese im Nirgendwo – völlig unerwartet und gerade deshalb unvergesslich.
Aussichtspunkte wie Stegastein, Lundeura (auf der Vogelinsel Runde) oder Dalsnibba servieren einem das Panorama quasi auf dem Silbertablett. Und wer denkt, Skandinavien kann keine Strände? Bitte einmal nach Åkrasanden, Farstadsanden oder Refviksanden fahren – barfuß natürlich. Feinster Sand, türkisblaues Wasser und das Gefühl: „Bin ich wirklich in Norwegen?“
Und das war nur ein Teil der Liste. Es gibt noch so viel mehr. Das ist nicht einfach nur ein Trip – das ist ein nordisches Abenteuer mit Highlights im Dauerfeuer.

Erfahrungen / Erlebnisse
Nach drei spannenden Mokel-Touren durch Skandinavien im Jahr 2024 ging’s nun zum ersten Mal 2025 wieder gen Norden. Und was soll ich sagen? Der Start ins neue Reisejahr war – noch viel entspannter. Kein einziges Warnlicht, keine Zicken vom Fahrzeug, nicht mal ein angedeutetes technisches Magengrummeln. Klar, ab und zu wanderte mein Blick noch skeptisch Richtung Armaturenbrett – man kennt sich ja – aber sonst: volle Punktzahl in Sachen Fahrgefühl! Ganz anders als bei den ersten Ausflügen, wo das Cockpit eher wie ein blinkender Weihnachtsbaum wirkte.
Norwegen vs. Schweden – Ein Fahrgefühl-Vergleich
Wenn man durch Norwegen rollt, wird einem schnell klar: „Der Weg ist das Ziel“ ist hier kein schlauer Spruch – das ist Gesetz! Hinter jeder Kurve lauert ein neuer Wow-Moment. So viele schöne Ausblicke, Fjorde, Wasserfälle, wilde Landschaften – man kommt fast gar nicht zum Fahren, weil man ständig anhalten will. Und mal ehrlich: Wer kann da noch konzentriert durch die Windschutzscheibe starren, wenn rechts und links Naturkino pur läuft?
In Schweden sieht das Ganze etwas anders aus. Da rauscht man kilometerweit durch… Wald. Viel Wald. Fast ausschließlich Wald. Und zwar so viel, dass ich nachgeschaut habe: Schweden ist zu fast 69 % bewaldet – Norwegen nur zu gut einem Drittel. Kein Wunder also, dass es in Schweden irgendwann eher meditativ wird. Superleise Straßen, kaum Ablenkung – man gleitet dahin wie im Elektro-Traum. Das bringt allerdings eine ganz andere Art der Unkonzentriertheit mit sich. Wenn’s optisch nicht viel Neues gibt, fängt das Hirn an, auf Standby zu gehen – aber dennoch alles auch ganz spannend.
Ach ja, noch ein Unterschied: In Norwegen klimpert die Mautkasse ziemlich oft – ob für Brücken, Tunnel oder schicke Straßen. In Schweden? Fast nix davon, also Sparfüchse aufgepasst!
Fazit mit Fernweh-Garantie
Norwegen und Schweden – ihr habt euch wieder von eurer besten Seite gezeigt. Und diesmal durfte ich besonders viele Gespräche mit herzlichen Norwegern führen, die mir ihre Sicht aufs Land nähergebracht haben. Einfach schön! So viele Eindrücke, so viele Momente zum Staunen – ich bin definitiv noch nicht fertig mit euch. Der Mokel wird wieder losrollen und ich auch.
Übernachtungen | |||
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Datum | Land | Ort | Art |
27.05.2025 | DK | Parkplatz – Lønstrup Strand | Wild Camping |
28.05.2025 | NO | Rastplatz Storstraumen – Rv9 – Bygland Area | Wild Camping |
29.05.2025 | NO | Parkplatz – Høleveien – Tengelsdalsvatnet – Tengelsdal | Wild Camping |
30.05.2025 | NO | Rastplatz Austre Karmøyveg – Fv511 – Karmøy Insel | Wild Camping |
31.05.2025 | NO | Parkplatz Rotatjørna – Kvalavågvegen – Kvalavåg Area – Insel Karmøy | Wild Camping |
01.06.2025 | NO | Parkstreifen – Fv79 – Onarheim Area – Insel Tysnesøya | Wild Camping |
02.06.2025 | NO | Parkplatz Bootshafen Naustdalssanden – Fv611 – Naustdal | Wild Camping |
03.06.2025 | NO | Parkplatz am Grønlidkollen – Rv61 – Nave Area | Wild Camping |
04.06.2025 | NO | Goksøyr Camping – Fv18 – Insel Runde | Camping |
05.06.2025 | NO | Goksøyr Camping – Fv18 – Insel Runde | Camping |
06.06.2025 | NO | Goksøyr Camping – Fv18 – Insel Runde | Camping |
07.06.2025 | NO | Rastplatz Svanviken – Fv279 – Eide Area | Wild Camping |
08.06.2025 | NO | Parkplatz Hågå – Atlantikstraße | Wild Camping |
09.06.2025 | NO | Parkstreifen – Fv191 – Eikesdalsvatnet – Eikesdalen Area | Wild Camping |
10.06.2025 | NO | Parkstreifen – Tandsetervegen – Lesjakogsvatnet – Lesjakog Area | Wild Camping |
11.06.2025 | NO | Dalsnibba Aussichtspunkt – Geiranger Area | Wild Camping |
12.06.2025 | NO | Sande Camping – Fv723 – Loen Area | Camping |
13.06.2025 | NO | Sande Camping – Fv723 – Loen Area | Camping |
14.06.2025 | NO | Parkstreifen am Sognefjord – Fv55 – Balestrand Area | Wild Camping |
15.06.2025 | NO | Parkstreifen nach Flotane – Fv243 – Aurlandsfjellet | Wild Camping |
16.06.2025 | NO | Parkstreifen – Raaum Gard – Hafslo Area | Wild Camping |
17.06.2025 | NO | Rastplatz Skjervsfossen – Skjervsvegen – Granvin Area | Wild Camping |
18.06.2025 | NO | Parkplatz am Sysenvatnet – Rv7 (Hardangervidda) – Eidfjord Area | Wild Camping |
19.06.2025 | NO | Parkstreifen Vestsidevegen – nahe Fv40 – Gveta Area | Wild Camping |
20.06.2025 | NO | Parkstreifen – nahe Fv250 – Snurubakk Area | Wild Camping |
21.06.2025 | NO | Parkplatz am Finstadsjøen – Fv665 – Finstad Area | Wild Camping |
22.06.2025 | NO | Parkstreifen – Fv705 – Gewässer Rien | Wild Camping |
23.06.2025 | SE | Parkplatz am Strand am Svegssjön – Sveg Area | Wild Camping |
24.06.2025 | SE | Gesunda Bystuga Camping – Gesundavägen – Gesunda | Camping |
25.06.2025 | SE | Parkstreifen am Dammen – 241 – Annefors – Sunne Area | Wild Camping |
26.06.2025 | SE | Parkplatz – Sandviken Badplats – Mariestad | Wild Camping |
27.06.2025 | SE | Rastpatz Utloppets am Hornborgasjön – Skara Area | Wild Camping |
28.06.2025 | SE | Parkstreifen am Vättern – E1082 – Kavelbäck | Wild Camping |
29.06.2025 | SE | Parkplatz Stjärnorpsvägen – Berg Schleuse | Camping |
30.06.2025 | SE | Parkplatz am Kosta Safaripark – G 838 – Kosta Area | Camping |
01.07.2025 | SE | Parkstreifen am Bootsanleger – Herrgårdsviksvägen – Insel Tjurkö | Wild Camping |
02.07.2025 | SE | Parkplatz am Östra Ringsjön – nahe 17 – Snogeröd Area | Wild Camping |
Magic Moment
Ganz ehrlich? Ich hatte meine Erwartungen für einen echten Magic Moment auf dieser Tour bewusst klein gehalten. Nach dem Rentier-Sonnenuntergangs-Traum am Grøtfjord auf meiner allerersten Skandinavienreise war klar: So was passiert nicht alle Tage. Und doch – ich halte an der Kategorie fest. Denn: Irgendwas Magisches passiert immer. Und diesmal? Ging der Titel an… Trollhättan – genauer gesagt: an die ehrwürdigen, uralten Schleusenanlagen.

Der Besuch dort hatte gleich zwei Gründe. Nummer eins: der Wasserfall. Der ist allerdings mittlerweile ein bisschen launisch – besser gesagt: ferngesteuert. Er plätschert nicht einfach drauflos, sondern läuft nur zu festgelegten Zeiten – und natürlich auch nicht, als ich da war, sondern erst wieder Mitte Juli. Pech gehabt, aber kein Drama. Grund Nummer zwei: die Schleusen! Und die haben mich wirklich begeistert. Teilweise schon um 1800 gebaut, wirken sie wie Zeitkapseln aus einer Ära voller Mut, Muskelkraft und maritimer Träume.
Auch wenn sie nie Teil des Göta-Kanals waren, spielten sie eine wichtige Rolle im Schiffsverkehr – und tun das auch heute noch. Als ich dann live miterleben durfte, wie ein riesiger Frachter, vollgeladen mit Baumstämmen, ganz gemächlich durch die Schleuse glitt – da war er plötzlich da. Der Moment. Magisch. Mächtig. Mit Maschinenromantik.
Und ja, da waren auch die Papageientaucher auf Runde – entzückende, kleine Puffins mit Comic-Charme. Klar, sie waren ein Highlight. Aber irgendwie fehlte da dieses eine Gefühl. Vielleicht lag’s an der Entfernung, vielleicht an den vielen anderen Besuchern, die permanent mit Ferngläsern, Kameras und Selfiesticks wedelten. Schön war’s trotzdem – keine Frage. Nur eben nicht dieser ganz intime Gänsehaut-Moment. Aber wer weiß – vielleicht wird der noch nachgeliefert. Bei der nächsten Tour. Puffins reloaded. Dann mit weniger Publikum und mehr Magie.
Top Übernachtung
Bei so vielen traumhaften Wildcamping-Spots auf dieser Tour war die Wahl nicht leicht – aber einer hat sich dann doch still und leise an die Spitze geschlichen: ein unscheinbarer Parkstreifen direkt am Svegsjön. Klingt erstmal nicht spektakulär? War es aber. Und zwar sowas von! Gerade mal fünf Kilometer vom Örtchen Sveg entfernt, liegt dieses kleine Paradies am Seeufer. Am 23.06.2025 – also technisch gesehen noch Vorsaison – war das Wetter schon bestens aufgelegt: Sonne satt, kuschelige 20 Grad und fast niemand da. Jackpot! Ich konnte mein Fahrzeug direkt oberhalb des Strandes parken – nur knapp 100 Meter vom Wasser entfernt. Der perfekte Mix aus Ruhe, Natur und diesem Gefühl, den ganzen See für sich zu haben.

Klar, ein paar Mücken waren auch eingeladen – die gehören in Skandinavien ja quasi zum Wildcamping-Standardpaket. Ein paar brummende Bekanntschaften am Auto und beim Strandspaziergang – aber alles im grünen Bereich. Kein Mückendrama, keine Juck-Attacken deluxe. Und dann kam der Gedanke… warum bin ich eigentlich nicht ins Wasser gehüpft? So idyllisch, so leer, so einladend – aber irgendwie blieb das Badezeug im Fahrzeug. Im Nachhinein? Ganz klar ein Fall für die Bucket List. Nächstes Mal wird geplanscht, keine Ausreden!
Besondere Geschichte
Frischer Fisch und eine Portion Schicksal
Manchmal passieren einfach diese Dinge, bei denen man sich fragt: War das jetzt Zufall, Schicksal oder steckt da ein geheimer Reiseplan hinter, von dem ich nichts weiß? So ein Moment war definitiv mein Besuch in Skudeneshavn – dieser zauberhaften kleinen Küstenstadt ganz im Süden von Karmøy. Skudeneshavn ist wie aus einem maritimen Bilderbuch gefallen: weiße Holzhäuser, ein schnuckeliger Segelhafen, überall Blumen in den Fenstern und Möwen in der Luft – und das Ganze mit einem Flair, das sofort den Puls runterfährt. Ich schlenderte natürlich zuerst am Wasser entlang, ließ mich treiben, genoss die Ruhe, schaute den Booten beim Schaukeln zu – und landete am Viewpoint direkt am Hafen. Wunderschön.

Doch damit nicht genug – ich wollte mehr sehen. Also überquerte ich eine Brücke in der Hoffnung, die andere Seite zu erkunden… und fand mich plötzlich in einer Art Sackgasse wieder: Willkommen auf Korneliusholmen, einer kleinen Insel, die eher das Gefühl eines versteckten Geheimverstecks vermittelte. Also wieder zurück – aber diesmal nahm ich eine andere Route. Und die war goldrichtig.
Denn plötzlich stand ich vor zwei Fischern, die gerade die nächtliche Ausbeute ihrer Tour sortierten, filetieren und in Kisten verstauten. Ich kam ins Gespräch – neugierig wie immer – und die beiden waren super freundlich, beantworteten geduldig meine Fragen rund ums Fischen, Fangtechnik, Arten, Lieblingsrezept (nein, kein Geheimtipp mit Sahnesoße, leider). Und am Ende… drückten sie mir völlig unverhofft eine große Tüte mit frisch filetiertem Fisch in die Hand. Geschenkt. Einfach so.
Und dann wurde es fast schon unheimlich: Genau sowas war mir doch letztes Jahr bei Sande Camping auch passiert! Ebenfalls ganz spontan, ebenfalls als Geschenk, ebenfalls – ungelogen – „Pollock“. Entweder zieht mich dieser Fisch magisch an, oder das Universum möchte, dass ich irgendwann ein Pollock-Kochbuch schreibe. Wie auch immer: Dieser Moment war wieder einer dieser stillen Reisezauber, die man nicht plant – aber nie wieder vergisst.
Tipps / Hinweise / Erkenntnisse
Treibstoffpreise
Tanken ohne Herzklopfen – geht doch!
Dieses Mal war alles anders. Zumindest, wenn’s ums Tanken ging. Während bei früheren Norwegen-Touren die Zapfsäule manchmal zum Horrorfilm wurde – mit Preissprüngen wie aus dem Hochgebirgsmodus – war diesmal: Entspannung pur. Keine wilden Achterbahnfahrten auf dem Preisanzeiger, keine utopischen Schockbeträge pro Liter. Stattdessen: eine durchaus angenehme Entwicklung – nennen wir es mal eine vorsichtige, skandinavisch zurückhaltende Preisentwarnung.
Okay, billig ist Norwegen natürlich immer noch nicht. Aber im Vergleich zu früher? Deutlich entspannter. Und hey, wer viel fährt, merkt sowas ziemlich schnell am Reisebudget. Und dann kam Schweden. Oder besser gesagt: Tankparadies Schweden. Denn was bitte war da los? Diesel sogar für 1,40 € pro Liter – ich hab mehrmals auf die Anzeige geschaut, um sicherzugehen, dass da kein Komma verrutscht ist. Ganz ohne Rabattaktionen, Bonuspunkte oder Verkleidung als Einheimischer.
Fazit: Spritsparen ist schön, aber so günstig Tanken macht auch Laune. Danke Schweden – das war ein echtes Tour-Highlight der bodenständigen Art.
Stabkirchen – und ein kleiner Realitätsschock
Bei meinen Besuchen in den Stabkirchen von Uvdal, Nore und Kvernes hatte ich nicht nur das große Glück, dass sie geöffnet waren – sondern auch, dass ich dort jedes Mal auf echte Norweger getroffen bin, die mehr als nur den Schlüssel zur Kirche hatten: Sie hatten echtes Wissen und Begeisterung im Gepäck.
Besonders in Kvernes wurde es richtig spannend. Dort kam ich mit einem jungen Mann Mitte zwanzig ins Gespräch, der nicht nur total interessiert wirkte, sondern auch bestens informiert war. Er erzählte mir von aktuellen dendrochronologischen Untersuchungen – also Altersbestimmungen anhand der Jahresringe im Holz – die überraschende Ergebnisse geliefert haben: Das Holz der Stabkirche Kvernes stammt laut neuesten Erkenntnissen aus den Jahren 1631 bis 1633.
Das bedeutet im Klartext: Kvernes ist zwar eine Stabkirche, aber keine aus dem Mittelalter. Damit fällt sie – historisch gesehen – aus genau der Zeitspanne raus, die ich so faszinierend finde: nämlich zwischen 1130 und 1350, also dem „klassischen“ Stabkirchen-Zeitalter.
Als wäre das nicht schon spannend genug, erwähnte mein Gesprächspartner auch Untersuchungen zur Stabkirche auf der Insel Grip. Auch dort ging man lange von einem Baujahr um 1470 aus – bis man kürzlich feststellte: wohl eher um 1700. Damit war plötzlich klar, warum das irgendwie nie so richtig zu den anderen mittelalterlichen Kirchen passen wollte – und ich hatte es vorher einfach nie wirklich und nachhaltig hinterfragt.
Diese neuen Infos hatten für mich eine ganz konkrete Konsequenz: Meine geplante Bootstour zur Insel Grip hab ich gestrichen. Nicht aus Trotz – aber wenn die Kirche dort nicht mehr zu der kleinen, besonderen Gruppe mittelalterlicher Stabkirchen gehört, die ich mit so viel Begeisterung besuche, dann fällt sie für mich persönlich aus dem Raster der „Must Sees“. Vielleicht später mal, einfach aus Interesse. Aber nicht jetzt, nicht auf dieser Tour.
Man lernt eben nie aus – besonders, wenn man unterwegs ist.